5

„Psy­cho­lo­gie – Ver­trau­en auf Augenhöhe“ 

Foto:Maresa Mader

Vertrauen auf Augenhöhe

Ist Boden­ar­beit Spie­le­rei am Seil? Gelas­sen­heits­trai­ning? Oder geziel­tes Lek­tio­nen­trai­ning an der Hand? Sie ist all das und damit purer Tier­schutz: Auf Augen­hö­he mit dem Pferd kom­men wir spie­le­risch zur stress­frei­en, fei­nen Kom­mu­ni­ka­ti­on – und schließ­lich zur kogni­ti­ven und phy­si­schen Ver­bes­se­rung von Leis­tung, Lek­tio­nen und Vertrauen!

Wer pfer­de­ge­recht trai­niert, respek­tiert die Bedürf­nis­se des Pfer­des und ver­mei­det phy­si­schen wie psy­chi­schen Stress. Dazu müs­sen wir ver­ste­hen, was ein Pferd unter Stress setzt und was es ent­spannt. Aber auch, wie es effek­tiv und moti­viert Lern­in­hal­te abspei­chert. Die­se Lern­in­hal­te gel­ten einer­seits für die Grund­kom­mu­ni­ka­ti­on (bei­spiels­wei­se dem Druck wei­chen), aber auch für die Kom­bi­na­ti­on von Signa­len für Lek­tio­nen, die der Rei­ter abru­fen möchte.

„Vor allem der Mensch muss die fei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on vom Boden aus lernen.“

Das Pferd als sozia­les Her­den­tier nimmt kör­per­sprach­li­che Signa­le über Mimik, Ges­tik und die Kör­per­span­nung ganz natür­lich wahr. Es lernt, sich schnell dem Men­schen anzu­pas­sen und des­sen Signa­le als rele­vant ein­zu­stu­fen (Sen­si­bi­li­sie­rung) oder die­se zu igno­rie­ren oder abzu­stump­fen (Gewöh­nung). Also liegt es am Men­schen, Signa­le so prä­zi­se zu set­zen, dass das Pferd sie nicht nur wahr­nimmt, son­dern auch die Bedeu­tung ver­steht. Dabei sind Timing und Reiz­in­ten­si­tät von größ­ter Bedeu­tung – und die schwie­rigs­te Her­aus­for­de­rung für den Menschen.

Timing bedeu­tet erken­nen, wann das Pferd wel­ches Signal an wel­chem Druck­punkt benö­tigt, um bei­spiels­wei­se eine gewünsch­te Bewe­gung wie das Seit­wärts­tre­ten aus­zu­füh­ren. Genau­so ent­schei­dend ist, wann die­ses Signal wie­der weg­ge­nom­men wird. Denn nur so kann das Pferd die „rich­ti­ge“ Reak­ti­on ler­nen, um einen Druck­nach­lass und somit eine beloh­nen­de Wir­kung zu erzielen.

Die Druck­stär­ke oder Reiz­in­ten­si­tät ist eben­falls sehr wich­tig. Wür­den wir das Pferd einem Signal mit gleich­mä­ßig anhal­ten­dem Druck aus­set­zen, wür­de es ent­we­der abstump­fen und kei­ne Reak­ti­on mehr zei­gen oder sich gegen den Druck weh­ren. Dies kann in der Boden­ar­beit bei­spiels­wei­se ein stän­dig anhal­ten­der kör­per­li­cher Druck oder das dau­er­haf­te Tou­chie­ren mit der Ger­te sein; vom Sat­tel aus gleich­zu­set­zen mit einem stän­dig anste­hen­den Zügel oder Dau­er­trei­ben mit dem Reiterbein.

Zu einer fei­nen, pfer­de­ge­rech­ten und moti­vie­ren­den Arbeit gehört also, sich nicht nur Wis­sen über das Lern- und Reak­ti­ons­ver­hal­ten des Pfer­des anzu­eig­nen, son­dern auch sein eige­nes Kör­per­ge­fühl prä­zi­se zu schu­len. Kön­nen die­se Eigen­schaf­ten vom Men­schen auf dem Rücken des Pfer­des noch nicht prä­zi­se genug an-gewandt wer­den, han­delt es sich nicht um psy­chisch und phy­sisch gesun­des Rei­ten. Somit kann die Arbeit vom Boden sehr gut dazu bei­tra­gen, die­se Eigen­schaf­ten des Men­schen hin­sicht­lich Tech­nik und Gefühl zu verbessern.

I. Kör­per­spra­che
Mimik, Ges­tik und die Kör­per­span­nung nimmt das Pferd ganz natür­lich wahr. Also liegt es am Men­schen, Signa­le so prä­zi­se zu setzen.

II. Timing
Wann sen­det das Pferd, wel­che signa­le an wel­chen Druck­punk­ten, um eine gewünsch­te Bewe­gung auszufüren?

III. Reiz­in­ten­si­tät
Gleich­mä­ßi­ger und anhal­ten­der Druck wür­de das Pferd abstump­fen und kei­ne reak­tio­nen mehr zeigen.

IV. Moti­vie­ren­de Arbeit
man soll­te nicht nur das wis­sen über Lern- und Reak­ti­ons­ver­hal­ten aneig­nen, son­dern sich auch sei­nem eig­nen Kör­per­ge­fühl bewusst sein. 

„Das höchs­te Gut, nach dem das Pferd als Flucht- und Beu­te­tier strebt, ist Sicherheit.“

Weiterlesen?

Lesen Sie wei­ter in Reit­Kul­tur – Aus­ga­be Nr. 5